Multiversum für Fortgeschrittene

Explodierendes Universum von Andrei Linde

Explodierendes Universum von A. Linde

Das Multiversum – die Theorie, dass es außerhalb unseres Universums unzählige andere gibt – polarisiert. Das Problem ist, dass die anderen Universen nach den bisherigen Vorstellungen unerreichbar sind, weil sich der Raum zwischen den Parallelwelten zu schnell ausdehnt. Ein Lichtstrahl wird niemals von einem Universum ins andere gelangen. Hauptstreitpunkt daher: Kann man mit dieser Theorie irgendetwas erklären? Macht sie irgendwelche Vorhersagen? Ist das noch Wissenschaft oder schon Esoterik?

Darüber diskutierten unlängst die wichtigsten Kosmologen und Philosophen auf diesem Gebiet in Oxford. Dank des ausführlichen Blogs von Sean Carroll gibt es eine sehr gute Zusammenfassung der einzelnen Vorträge.

Einmal mehr wird deutlich, dass es in der Multiversums-Debatte nicht nur um ein neues Weltbild geht, sondern um die Grundsatzfrage nach der Grenze der Wissenschaft. Die Multiversums-Anhänger (Linde, Vilenkin) gaben sich alle Mühe, aus ihrem Weltbild Vorhersagen abzuleiten. Hier kommt das anthropische Prinzip ins Spiel: Es gibt unendlich viele Universen mit den unterschiedlichsten Eigenschaften. Eine Teilmenge erlaubt die Existenz von Leben. In dieser Teilmenge befinden wir uns. Können wir aus der Tatsache unserer Existenz Vorhersagen über diese Teilmenge des Multiversums ableiten? Zum Beispiel: Welche Naturkonstanten und Naturgesetze müssen Universen haben, die Leben (Beobachter wie uns) ermöglichen? Bis jetzt sind die Versuche nicht sehr vielversprechend. Vilenkin bemüht sein Prinzip der Mittelmäßigkeit: dass wir total durchschnittliche Beobachter im Kosmos sind. Eine gute Arbeitshypothese, aber ebensowenig überprüfbar.

Brian Greene unterscheidet zwischen unterschiedlichen Multiversums-Theorien und bringt das Argument, dass man das Multiversum akzeptieren kann, wenn die Theorie wenigstens für unser Universum sehr gute Vorhersagen macht. Aber auch so weit sind die Physiker noch nicht. Carrol fasst Greenes Vortrag so zusammen: “Can the multiverse be tested is an unanswerable question, because it depends on what kind of multiverse theory you actually have. E.g. if we live in some specific part of the string landscape, we could in principle probe details of the compactification manifold, to figure out which one it is. If there are bubble universes, we might observe collisions between bubbles. The landscape might predict relationships between observable quantities. Or, if you had a microphysical theory that you had tested well enough to accept it, and it predicted a multiverse, that would be a sensible conclusion to accept.”