Wie Fische im Wasser

Antennarius ocellatus, fotografiert von Nick Hobgood vor Osttimor

Antennarius ocellatus, fotografiert von Nick Hobgood vor Osttimor

Die physikalische Welt könnte auch ganz anders sein. Total anders. So dermaßen unvorstellbar anders, wie es unser Leben an der Luft für Tiefseefische ist. Ein Dialog, passend zu Kapitel 9 der “Verrückten Welt der Paralleluniversen”:

Irgendwo in der Tiefsee treffen sich zwei Anglerfische, Gerd und Herbert.

Gerd: Ja, wen seh ich da leuchten? Herbert! Wie schwimmts?
Herbert: Gut schwimmts! Und selbst?
Gerd: Auch ganz gut.
Herbert: Was treibt dich denn hierher?
Gerd: Ich bin nur mal kurz raus, ein bisschen frisches Wasser schnappen. Drinnen, in der Versammlungshöhle, hält so ein Forscher einen Vortrag. Total trocken.
Herbert: Was blubbert er denn so?
Gerd: Er ist Physiker und erforscht die Grundstruktur von Wasser.
Herbert: Die Sache mit den Molekülen?
Gerd: Genau die. Er behauptet, diese Moleküle könnten sich unter extremen Bedingungen ganz anders verhalten.
Herbert: Wie anders?
Gerd: Anders als sie es immer tun. Dann wäre Wasser plötzlich fest wie Stein, behauptet er.
Herbert: Hä? Klingt nach reichlich heißem Wasser.
Gerd: Ja, verrückt, diese Physiker. “Eis” nennt er diesen Zustand, nach dem Mythos aus dunklen Urzeiten.
Herbert: Der Eismythos ist doch nur eine Spinnerei von damals, als man noch keine Ahnung hatte und die Wissenslücken mit Fantasie füllte.
Gerd: Sag das mal diesem Wichtigtuer da drinnen! Er hat noch mehr behauptet.
Herbert: Erzähl!
Gerd: Nach seinen Berechnungen könnte Wasser bei großer Hitze in einen exotischen Zustand namens “Dampf” geraten.
Herbert: Wie soll der aussehen?
Gerd: Ich habs nicht genau kapiert. Ganz leicht soll es dann sein und elastisch wie Glibberalgen. Schwimmen kann man jedenfalls nicht mehr drin.
Herbert: Den soll er uns erstmal zeigen, diesen “Dampf”.
Gerd: Er sagt, die technischen Möglichkeiten reichen noch nicht, weil bei uns hier unten der Wasserdruck zu groß ist.
Herbert: Ja ja, die technischen Möglichkeiten. Immer die gleiche Ausrede.
Gerd: Ich glaubs ja auch nicht. Aber irre wäre das schon. Eine total andere Welt.
Herbert: Dann schwimm mal wieder rein und lass dir andere Welten aufschwatzen.
Gerd: Ich erzähle dir dann. Bis bald!
Herbert: Immer reichlich Wasser in den Kiemen wünsch ich dir.
Gerd: Halt die Flossen steif!