Die Religiösen wissen nicht so recht, was sie vom Multiversum halten sollen. Christoph Kardinal Schönborn, der Erzbischof von Wien, schimpfte 2005 in der New York Times auf die Multiversums-Hypothese. Sie sei “aufgestellt worden, um dem überwältigenden Beweis für Zweck und Plan auszuweichen, der in der modernen Wissenschaft zu finden ist”. Folglich sei sie “nicht wissenschaftlich, sondern eine Abdankung der menschlichen Vernunft”. Dazu passt, dass der Oberatheist Richard Dawkins ungekehrt meint, die Idee sei “von größter Schönheit” und das Multiversum viel weniger exotisch als die Gotteshypothese. “Das Multiversum mag exotisch erscheinen, was die schiere Zahl der Universen betrifft”, schreibt Dawkins in seinem Buch “Der Gotteswahn”. “Aber jedes dieser Universen ist in seinen Grundgesetzen einfach – das heißt, wir postulieren nichts, was höchst unwahrscheinlich wäre.”
Nun aber versucht der katholische Publizist Dinesh D’Souza in einem neuen Buch Life after Death, das Leben nach dem Tod mit dem Multiversum zu beweisen. Weil es im Multiversum unzählige Universen mit unterschiedlichen Naturgesetzen und Naturkonstanten gebe, schreibt er, “there is nothing in physics to contradict the idea that we can live beyond death in other realms with bodies that are unlike the bodies we now possess.” Das ist allerdings nicht ganz richtig: Es gibt keine Möglichkeit, von einem Universum ins andere zu gelangen, nicht für Atome, nicht für Licht – und für die Seele? Unwahrscheinlich, denn Seelenwanderung wäre wohl so etwas wie Informationsübertragung, und auch für die gilt das Tempolimit der Lichtgeschwindigkeit. Der Raum zwischen den Universen jedoch expandiert schneller (sagen Kosmologen wie Andrei Linde).
Außerdem hat D’Souza Unsterblichkeitsbeweis noch einen anderen Schönheitsfehler: Für das Multiversum, so schreibt ein Rezensent in Newsweek, gibt es zurzeit ebensowenig empirische Evidenz wie für die Existenz eines Seele. Er hat recht.