“Schrödingers Katze geht in eine Bar…”

Ja und dann? Die Auflösung ganz am Schluss dieses Videos des Wissenschaftskabarettisten Brian Malow.

Parallel geträumt

Eine kurze persönliche Beobachtung von mir: In einer der letzten Nacht hatte ich einen echten Multiversentraum. Ich habe zwei verschiedene Weltverläufe gleichzeitig geträumt. Sie haben sich nicht vermischt, sie liefen auch nicht getrennt nebeneinander her – es war eben, als würden in der Welt zwei verschiedene Geschichten gleichzeitig passieren. Menschen taten also verschiedene Dinge gleichzeitig, sie sahen verschieden aus, einer war in einer Welt behindert, in der anderen gesund, und ich habe beides gleichzeitig gesehen, nicht nebeneinander, nicht vermischt, sondern so, wie es etwa im quantenmechanischen Multiversum wäre.

Es war ein Traumerlebnis, wie ich es nicht für möglich gehalten hätte. Ich wollte es zu Protokoll gegeben haben.

“Paralleluniversen betreffen viele Aspekte unseres Lebens”

David Deutsch ist ein kauzig-genialer Physiker an der Universität Oxford und einer der größten Verfechter des quantenmechanischen Multiversums. Im diesem kurzen Interview, das er nach seinem letzten TED-Vortrag gab, erklärt er den Stand der Everett’schen Viele-Welten-Deutung der Quantenmechanik. Ungefähr zehn Prozent der Physiker glauben an sie, schätzt er, Tendenz “allmählich aufwärts kriechend”.

Multiversum für die Hosentasche

Das iPhone von Apple ist ein Handy und Helfer in allen Lebenslagen. Es kann per Echolot-Verfahren die Entfernung zur nächsten Mauer messen und liefert abends an der Bar in Echtzeit die passenden Anmachsprüche. Und jetzt hilft es auch bei der Navigation durchs Multiversum: mit dem Programm Universe Splitter des amerikanischen Unternehmens Aerfish. Wer sich nicht zwischen zwei möglichen Weltverläufen entscheiden kann, tippt beide Möglichkeiten in sein iPhone, das dann, wie Aerfish erklärt, Kontakt mit einer Quantenapparatur in der Schweiz aufnimmt. Das iPhone wackelt und rattert für einige Sekunden, nach vollzogener Weltenteilung informiert es seinen Besitzer darüber, in welchem Weltenzweig er sich befindet.

“Die Funktionsweise dieses Programms ist in vollem Einklang mit der Viele-Welten-Deutung der Quantenmechanik”, sagt der amerikanische Physiker und Lebenskünstler Garrett Lisi. Für 1,59 Euro ist der Spaß im iTunes Store zu haben. Nie waren neue Universen preisgünstiger.

(Vielen Dank an Sebastian Plönges und Stefan Sippell für den Hinweis auf den Universe Splitter!)

Die größte aller denkbaren Naturkatastrophen

Wie würde es aussehen, wenn unser Universum mit einem seiner Nachbarn kollidiert? Über diese Frage hat der Physiker Anthony Aguirre von der University of California in Santa Cruz nachgedacht. Die Grenze des anderen Universums käme wie eine Wand mit Lichtgeschwindigkeit auf uns zugerast. Nur dass hinter normalen Wänden dieselben Naturgesetze gelten, hinter dieser aber ganz andere. Das Ergebnis wäre totale Zerstörung überall dort, wo die Universen sich berühren: “Wenn wir es in Zeitlupe beobachten können, würden wir einen riesigen Spiegel auf uns zurasen sehen, weil die Wand das Licht reflektieren würde”, sagt Aguirre. “Dann würden wir nichts mehr sehen – weil wir alle tot wären.”

Brotkrümel aus der Parallelwelt

Der CMS-Detektor beim Absenken in seine Kaverne (Foto: Katharina Sturm)

Der CMS-Detektor beim Absenken in seine Kaverne (Foto: Katharina Sturm)

Es läuft schlecht mit der größten Maschine der Welt. Der Beschleuniger LHC bei Genf sollte eigentlich das Welträtsel lösen, vielleicht sogar das Weltenrätsel – also die Existenz anderer Welten aufdecken. Stattdessen eine Panne nach der anderen. Niemand spricht mehr über Resultate. Alle nur noch darüber, ob das Ding endlich funktioniert oder nicht.
Nachdem das Riesengerät im September 2008 startete, war es nach einer Woche schon wieder kaputt – Kurzschluss. Dann fiel die Kühlung aus. Zuerst war von einem Tag Pause die Rede, jetzt dauert sie schon ein Jahr. Letzte Woche versuchten die Cern-Physiker mal wieder, ihr Zig-Millionen-Spielzeug in Gang zu setzen. Doch ein überfliegender Vogel ließ einen Brotkrümel in ein Elektrizitätshäuschen fallen. Die Sicherung sprang raus. Also wieder nichts.
Vielleicht sollte man die Pannenkette nicht als Scheitern betrachten, sondern selbst als Versuchsergebnis. Als Hinweis darauf, dass nicht nur einen Weltverlauf gibt, sondern viele. Das Argument dafür hat englische Physiker John Gribbin formuliert: Dem LHC wird die Kraft nachgesagt, das Universum zu zerstören, etwa indem er allesfressende Schwarze Löcher erzeugt. Das gesamte Universum. Aber nicht das Multiversum. Andere Universen, in denen der LHC außer Betrieb ist, überleben. Oder umgekehrt gedacht: In einem Multiversum brauchen wir uns nicht wundern, dass wir diese ominöse Pannenserie beobachten. Würden wir sie nicht beobachten, dann würden wir gar nichts mehr beobachten, weil wir nicht mehr da wären. Was wie unerklärlicher Zufall wirkt, hat im Multiversum eine natürliche Erklärung.
Es ist eine wüste Spekulation, ja, aber wie sonst soll man sich die Zeit vertreiben, solange der LHC in Reparatur ist? Nächste Woche solls endlich rundgehen im 27-Kilometer-Tunnel. Vielleicht kann der LHC dann wirklich anfangen, nach Hinweisen für andere Universen zu suchen. Falls nicht, ist es auch ein Hinweis. Multiversen-Verfechter dürfen sich in einer Win-win-Situation fühlen.